Mittwoch, 5. März 2014

»Ich fühle mich nicht als Nationalspieler«


DFB-Länderspielreise: Durch Personalsorgen spielt Ronald Maul 1999 zweimal unter Bundestrainer Erich Ribbeck



Juli 1999: Im mexikanischen Guadalajara stehen sich die Fußball-Weltmächte Deutschland und Brasilien gegenüber. Mit dabei: Ronald Maul. Der heute 40 Jahre alte Sportliche Leiter des FC Gütersloh gehört damals zum Kader der DFB-Auswahl, die nur mit einer Rumpf-Elf zum Konförderations-Cup geflogen ist.
In der ersten Turnierpartie gegen Brasilien wechselt Teamchef Erich Ribbeck den 26-jährigen Maul in der 76. Minute für Jörg Heinrich ein. Als Gegenspieler stellt sich Maul ein gewisser »Vampeta« vor – rechter Mittelfeldspieler von Corinthians Sao Paulo, der wenig später die Fußballschuhe für europäische Spitzenteams wie Inter Mailand und Paris St. Germain schnürt.


 An die Partie, die Deutschland mit 0:4 verliert, erinnern sich deutsche Fans nicht gern zurück. Für Ronald Maul bleibt sie jedoch unvergessen. »Es war beeindruckend, in so einem Stadion gegen Brasilien zu spielen. Die mexikanischen Fans haben richtig Alarm gemacht«, blickt der zweimalige Nationalspieler zurück.
Zu seiner Nominierung kommt Ronald Maul, weil zahlreiche etablierte Nationalkicker die Mittelamerika-Reise absagen. »Der ganzen Bundesliga hat das Turnier damals nicht gepasst, weil es die Vorbereitung auf die Saison gestört hat«, sagt der 40-Jährige, der von der Nominierung aber wenig überrascht gewesen ist. »Jeder Verein sollte maximal zwei Spieler abstellen. Ich habe damals schon in der A2-Nationalmannschaft gespielt. Aus diesem Pool hat sich Ribbeck dann bedient«, sagt Maul.
Wenige Tage vor dem Turnier reist der Linksfuß zum Deutschen Fußball-Bund nach Frankfurt. Die Mannschaft trifft sich zur Vorbereitung, ist anschließend drei Wochen gemeinsam unterwegs. Mit dabei sind gestandene Spieler wie Lothar Matthäus, Jens Lehmann und Mehmet Scholl sowie Talente wie Michael Ballack und Bernd Schneider, die später zu Weltklassespielern reifen. Aber auch Neulinge – die außer Experten wohl niemand auf der Rechnung hat: Zu ihnen gehören Ronald Maul, sein Bielefelder Teamkollege Heiko Gerber sowie der heutige Schalker Manager Horst Heldt, die wenig später in Mexiko ihr DFB-Debüt feiern.
Weltfußballer Matthäus ist Ronny« Maul besonders in Erinnerung geblieben. Zwar steht der Ex-Profi dem Weltmeister von 1990 auf dem Platz bis dahin schon mehrfach gegenüber. In einer Mannschaft mit ihm zu spielen, sei jedoch ein echtes Erlebnis. »Lothar hat sich um die Neulinge im Team gekümmert, er hat keinen Unterschied zwischen uns und gestandenen Spielern gemacht«, erinnert sich Maul.
Dass das Turnier mit dem Ausscheiden in der Vorrunde (0:4 gegen Brasilien, 2:0 gegen Neuseeland, 0.2 gegen die USA) sportlich ein Misserfolg gewesen ist, darüber kann Ronald Maul heute locker hinwegsehen. Die Kritik, die nach dem Turnier über die Mannschaft hereinbrach, steckt Maul locker weg. »Ich weiß ja, dass ich es unter normalen Umständen nicht in die Nationalmannschaft geschafft hätte. Daher fühle ich mich auch nicht als Nationalspieler.« Und in Bielefeld? »Da war die Kritik nicht so groß. Man war eher froh, dass der Verein einen Nationalspieler gestellt hat«, sagt Maul, der als Erinnerungsstück einige der DFB-Trikots aufbewahrt hat. »Weil es in Mexiko so heiß gewesen ist, gab es ja eine große Auswahl.«

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