Dienstag, 26. August 2014

Paradiesvogel in feurigen Puma-Tretern



Beim FCG hat Daniel Stendel farbige Schuhe eingeführt, heute trainiert er den Nachwuchs von Hannover 96



Torjäger und Schuh-Exot: Beim FC Gütersloh hat Daniel Stendel 1998 eine bunte Ära eingeleitet. Der Zufall will es, dass der Angreifer als einer der ersten deutschen Fußball-Profis in farbigen Schuhen aufläuft. Beim ersten Einsatz der feurig roten Puma-Treter lehrt er Energie Cottbus beim 1:1 im Heidewald das Fürchten


Als Stendel vor dem Spiel gegen die Lausitz-Kicker Ersatz für sein verschlissenes Stollen-Paar braucht, kann der Ausrüster seine Wunschbolzer nicht auf die Schnelle liefern. Der Angreifer bekommt spontan ein anderes Modell – ausgerechnet im feurigen Rot. In damaligen Zeiten von schwarz-weißen Tretern ein echter Hingucker. Stendel wird für die Medien zum Paradiesvogel: »Das war ein Aufreger. Ein Fernsehsender hat sogar einen Bericht darüber gemacht«, erinnert er sich.


Dass Stendel seine »Wunderschuhe« überhaupt an der Dalke schnürt und 31 Spiele für den FCG macht, ist Hannes Linßen zu verdanken. Der Gütersloher Trainer lotst den Angreifer 1998 vom SV Meppen an die Dalke. Hier sucht Stendel eine neue Herausforderung. Mit den Emsstädtern ist er zuvor trotz 13 Toren aus der 2. Bundesliga abgestiegen – der Anruf aus Gütersloh kommt für den Knipser daher zur rechten Zeit. »Der Verein hat mir eine gute Perspektive geboten«, sagt der Stürmer, der vor dem Wechsel sieben Bundesliga- und 34 Zweitligapartien absolviert.
Im Unterhaus verbringt Stendel nur eine Saison mit dem FCG, der nach Platz fünf in der Vorsaison am Ende in die Regionalliga absteigt. Und Stendel? Der Neuzugang muss bis zum fünften Spiel auf sein erstes Tor warten. Ausgerechnet gegen seinen späteren Klub Hannover 96 erzielt der Angreifer vor 8000 Zuschauern den ersten seiner fünf FCG-Treffer. Zum Klassenerhalt kann er Gütersloh damit nicht verhelfen.

Dass sein Klub vor einer schwierigen Spielzeit steht, ist dem Profi aber schon vorher bewusst. Nach der Auftaktniederlage gegen den 1.FC Köln (0:1) wird der Verkauf von Stammkeeper Adam Matysek nach Leverkusen bekannt gegeben. Eine Millionen Euro spült der Transfer in die klamme Vereinskasse, sportlich klafft im Tor aber eine kaum zu füllende Lücke. »Adam war ein erfahrener Spieler mit viel Qualität. Das war der erste Dämpfer für uns«, sagt Stendel, der den Verein am Saisonende in Richtung Hannover verlässt.
Obwohl nicht mehr im FCG-Dress, lebt Stendel weiter an der Dalke, heiratet hier 2000 seine große Liebe Manja. »Wir haben uns in Gütersloh einfach wohl gefühlt. Außerdem hat meine Frau damals eine Ausbildung in Bielefeld gemacht und wir wollten nicht schon wieder umziehen.«

Bei den Niedersachsen startet Stendel dann seine Bundesligakarriere: Er schießt die Niedersachsen 2002 mit 16 Toren zum Aufstieg, vier Jahre spielt er anschließend im Oberhaus. Seine Laufbahn lässt er nach der Saison 2007/2008 mit 34 Jahren ausklingen – bei Hannover 96 II.
Und heute? Stendel ist dem Fußball treu geblieben und trainiert die U19 von Hannover 96 in der Jugend-Bundesliga. Erst kürzlich erwirbt er gemeinsam mit Ex-Profis wie Thomas Meggle und Otto Addo die DFB-Fußballlehrer-Lizenz an der Sporthochschule Köln. Klar, dass dem 39-Jährigen auch die Trainerbank der Bundesliga reizt. Das habe jedoch noch Zeit. »Für den Moment habe ich in Hannover eine reizvolle Aufgabe« , erklärt Daniel Stendel, »Ich will aber nicht ausschließen, dass in der Zukunft neue Tätigkeiten auf mich warten.«

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